Projektpartner

Das Fraunhofer SIT ist Konsortialführer des Projekts DYNAMO.
Das Institut erarbeitet neue technische Ansätze zur automatisierten Erfassung und Erkennung von Fake News und ihrer Verbreitung. Dazu kombiniert das Fraunhofer SIT innovative Verfahren zum Zugriff auf Daten in Messenger-Diensten und Social-Media-Kanälen, deren Datenschutz-konformen Speicherung und Weiterverarbeitung, dem Wiedererkennen von Inhalten auch nach leichten Änderungen über die Grenzen von Diensten hinweg und der automatisierten Analyse von Texten und Multimedia-Inhalten.


Die Hochschule der Medien identifiziert besonders einflussreiche Kanäle auf Messengerdiensten und exploriert Themen mit hoher Desinformationsdichte. In Inhaltsanalysen von Desinformationskampagnen werden besondere inhaltliche Merkmale (Argumentationsmuster) identifiziert, die starke Verbreitungsdynamiken vorantreiben oder die Verbreitung bremsen. Zudem werden Bezüge von dynamischen Desinformationskampagnen zu Themenkarrieren in etablierten Medien analysiert. Wir identifizieren auch Handlungsmuster, basierend auf einer qualitativen Analyse der Praktiken der Weiterverbreitung von Desinformation und deren Einbettung in Medienrepertoires: durch Online-Beobachtung, Desk-Research und qualitative Interviews. Aus diesen Beobachtungen werden journalistische Strategien zur Eindämmung von Desinformationsdynamiken entwickelt und evaluiert. Zudem wird geprüft, inwieweit diese in die (generelle) Mediennutzung eingebunden werden. Abschließend leiten wir, auch unter Zuhilfenahme des vom SIT entwickelten Demonstrators und Einbeziehung der Partner:innen, einen systematischeren Dialog mit Akteur:innen aus Journalismus und Zivilgesellschaft, die Desinformation bekämpfen, um über die Effektivität und Effizienz der im Projekt erarbeiteten Ansätze zu diskutieren („Member Check“), deren Bekanntheit zu steigern und Einsatzmöglichkeiten in der Praxis zu erörtern.


Der Lehrstuhl für Sozialpsychologie: Medien und Kommunikation (Leitung Prof. Dr. Nicole Krämer) der Universität Duisburg-Essen widmet sich der medienpsychologischen Perspektive im Projekt DYNAMO. Es wird dabei anhand von Umfragen und Experimenten erforscht, wie die Dynamiken, mit denen sich Desinformation in Messenger-Diensten verbreitet, durch Nutzer:innen beeinflusst werden. Dazu wird analysiert, wie Menschen entsprechende Inhalte wahrnehmen, welche zentralen psychologischen Mechanismen die Weiterleitung begünstigen und welche Rolle verschiedene Merkmale einer Nachricht in diesem Zusammenhang spielen. Auf diese Weise können nicht nur Nutzungspraktiken, die zur Verbreitung von Desinformation beitragen, identifiziert werden, sondern auch deren psychologischer Ursprung. Auf Basis der Ergebnisse lassen sich anschließend Interventionen entwickeln, bei denen die technischen Ansätze zur Bekämpfung von Desinformation auf Basis psychologischer Erkenntnisse optimiert werden.

Zur Realisierung des medienpsychologischen Vorhabens wird eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den DYNAMO-Partner:innen angestrebt. So werden beispielsweise Verbreitungsmuster, die vom journalistischen Teilprojekt anhand von Inhaltsanalysen identifiziert werden, eingehend aus medienpsychologischer Sicht beleuchtet. Zudem wird bei der Entwicklung von Interventionen eng mit der Informatik und der juristischen Perspektive kooperiert, sodass ein effizientes Werkzeug zur Bekämpfung von Desinformation entstehen kann.


Die Universität Kassel bestimmt zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen für die weiteren Analysen für Erfassungs- und Bekämpfungsstrategien der untersuchten Messengerdienste. Relevant sind Vorschriften des Europarechts, Verfassungsrechts sowie des Telekommunikations- und sonstigen Medienrechts. Überdies findet eine Vertiefung datenschutzrechtlicher Fragestellungen zu den Themen der Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung sowie der Verarbeitung öffentlicher Daten u.a. zu Forschungszwecken statt. Weiterhin ist in Anbetracht der zunehmenden Konvergenz der Funktionsweisen von Messengerdiensten und sozialen Plattformen die Anwendbarkeit bestehender Normen auf verschiedene Formen der Individual- und Massenkommunikation zu untersuchen. Dabei werden Möglichkeiten und Grenzen, die Anbieter hinsichtlich der Bekämpfung von Desinformation in die Pflicht zu nehmen sowie Formen freiwilliger Selbstregulierung betrachtet. Einen Schwerpunkt stellt zudem die Auseinandersetzung mit sog. Community Standards der Diensteanbieter dar. Zum einen ist die Rechtmäßigkeit verschiedener Maßnahmen zur Selektion und Content-Moderation zu prüfen. Zum anderen sind Möglichkeiten zur rechtlichen Einhegung dieser allgemeinen Geschäftsbedingungen zu eruieren. Schließlich geht es um die Entwicklung konkreter Regulierungsvorschläge und Ideen zur rechtsverträglichen Technikgestaltung, welche Ergebnisse der Partnerdisziplinen berücksichtigen und künftige Entwicklungen der Medienkonvergenz abdecken sollen.